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Essay

Von Ute Bohmeier

Hebräisch in der Diaspora

Im Jahre 70 u.Z., als die Römer den Zweiten Tempel und die Stadt Jerusalem zerstörten, den jüdischen Staat endgültig zerschlugen und die Juden aus ihrem Land zu vertreiben begannen, war die Sprache der Bibel bereits nicht mehr die Alltagssprache des jüdischen Volks. Landessprache war das Aramäische, Hebräisch war Sakralsprache, doch selbst als solche vom Aramäischen und Griechischen zurückgedrängt.

Nach der politischen und religiösen Katastrophe des Jahrs 70 wurde eine Erneuerung des Judentums überlebensnotwendig. Sie gelang durch gesteigertes Studium der Bibel und des göttlichen Willens in der mündlichen Tradition, nach der die Religionsgesetze, die Halacha, wieder oder neu festgelegt wurden. Diese Weiterentwicklung der mündlichen Tradition, die religionsgesetzlichen Diskussionen und Entscheidungen der Rabbinen, wurden um das Jahr 200 u.Z. als Mischna (Lehre) niedergeschrieben, und zwar fast durchweg in hebräischer Sprache. Die ausführliche Kommentierung der Mischna wiederum, die Gemara (Vollendung), ist in aramäischer Sprache abgefasst und bildet zusammen mit der Mischna je nach Entstehungsgebiet den Jerusalemer beziehungsweise den umfangreicheren, zur Norm gewordenen Babylonischen Talmud. Um das Jahr 700 war der Babylonische Talmud, neben der Bibel das zweite heilige Buch der Juden, im Wesentlichen abgeschlossen; die Midraschim, die rabbinischen Bibelauslegungen, waren aufgezeichnet; die hebräische ...